Anemone
Anemone
(Anemone – Windröschen)
Gattung der Familie Hahnenfußgewächse mit, 5-4blättrigem, blumenartigem, im Blütentopfe dachigem Kelche mit fehlender, oder nur durch gestielte Drüsen angedeuteter Blume und mit zahlreichen, auf einem verdeckten, halbkugeligen oder kegeligen Fruchtboden, gehäuften Nüsschen.
Wiesen-Anemone
(A. pratensis)
Kleine Küchenschelle, schwarze Küchenschelle, kleine Osterblume, s. Taf. I, hat eine tief in die Erde eindringende, federfpuldicke und dickere, unterwärts ästige, braune, etwas holzige, oben vielköpfige Wurzel, ferner grundständige, doppelt und dreifach fiederschnittige Blätter, mit linealischen, verschmälert-dünnen Zipfeln und meist zu mehreren vorhandene, 3-12cm hohe Blütenschäfte, mit dunkelviolettem, selten weißem oder weißlichgelbem, außen stark zottigem Kelche. Findet sich auf sandigen Hügeln und Heiden im mittleren und nördlichen Europa und blüht im April.
Violette Anemone
(A. pulsatilla)
Gemeine Küchenschelle, Osterblume, s. Taf. I, ist der vorigen Art sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch außer der Richtung und Gestalt der meist größeren Blüten, durch die in der Regel schmäleren und spitzeren Blattzipfel. Der anfangs dunkelviolette Kelch verbleicht nach und nach und wird mehr bläulich. Wächst auf sonnigen Hügeln und Heiden Europas und blüht gleichfalls im April.
Von diesen beiden angeführten Anemonearten werden die frischen Blätter als Küchenschellenkraut oder Osterblumenkraut zum Arzneigebrauch gesammelt. Die Blätter sind zwar an sich fast geruchlos, entwickeln aber beim Zerreiben einen beißenden, bis zu Tränen reizenden Dunst und haben einen brennend-scharfen Geschmack, der inzwischen durch das Trocknen schwächer wird. Ihre Hauptbestandteile sind ein eigentümlicher, krystallisierbarer, an und für sich nicht flüchtiger Stoff, das Anemonin , auch Anemonein oder Pulsatillenkampfer genannt, und ein eisengrüneder Gerbstoff.
Anwendung
Die Blätter haben eine narkotisch-scharfe, die Absonderungen der Haut, Nieren und Lungen vermehrende Wirkung und werden gegen Lähmungen der Gehirnnerven, namentlich gegen Lähmungen der Glieder, Dickblütigkeit, gegen unterdrückte Periode der Frauenzimmer, bei schwieriger Periode, und gegen die Folgen verhaltener Menstruation, Herzklopfen, Magenschmerzen u., gegen veraltete syphilitische Leiden, Gicht, Wassersucht, Unterleibsstockungen, sowie gegen Keuchhusten und noch gegen manche andere Krankheiten empfohlen. Die Formen, in welchen sie hauptsächlich verordnet werden, sind der Aufguss, der ausgepresste Saft und das Extrakt. Der Saft der Wurzeln und Blätter ist so ätzend, dass mit ihm sogar Warzen sich vertreiben lassen. Die Kamtschadalen bestreichen auf der Walfischjagd ihre Pfeile damit.
In der Homöopathie wird der ausgepresste, mit Weingeist vermischte Saft der frischen Pflanze als ein wirksames Mittel in sehr vielen, sowohl akuten als chronischen Krankheiten angewendet, so bei Manie, Melancholie, Hysterie, vielerlei Lungenbeschwerden, Leiden der Harn- und Geschlechtsorgane, Rheumatismus, Augen- und Ohrenleiden, krampfhaften Zufällen, verschiedenen Unterleibsleiden, wie Durchfall, Ruhr u. s. w., Entzündungsanfällen, fieberhaften Leiden, Ausschlagkrankheiten, Bleichsucht, Gelbsucht, Schlafsucht, Kongestionen, erfrorenen Gliedern, Zahnschmerz, Nafengeschwüren, Nierensucht. Man gibt 1-2 Tropfen der oben angedeuteten reinen Tinktur oder der 1, 2, 3, 6, 12 fachen Verdünnung täglich 1-2 mal oder auch nach Umständen noch öfter wiederholt. In den meisten Fällen wird sich die zweite Verdünnung als die wirksamste Gabe erweisen.
In der Tierheilkunde werden die Blätter in folgenden Krankheiten angewendet:
- Bei Augenleiden und zwar bei der katarrhalischen Augenentzündung, bei der rheumatischen Augenentzündung mit starkem Tränenfluss und reichlicher Schleimabsonderung, bei Augenentzündung gastrischen Ursprungs, bei dem falschen, von den Allgen ausgehenden Schwindel.
- Bei krankhafter Reizung der Verdauungsorgane, nämlich bei Gaumengeschwulst, welche von Verdauungsstörung begleitet ist, bei Indigestion mit Überladung des Magens, aufgetriebenem Hinterleibe, Kollern und Poltern in den Gedärmen, sowie nach dem Übersäugen säugender Tiere, bei wässrigschleimigen und übelriechenden Durchfällen, bei der Lecksucht des Rindes.
- Bei der Druse der Pferde und zwar bei jener, mehr träge verlaufenden Form, wo der Nasenausfluss mehr oder weniger mißfärbig grünlich ist, sich schmierig an den Rändern der Nasenflügel anlehnt, und wo er nur aus einem Nasenloche zum Vorschein kommt, ferner bei schlaffen Anschwellungen einzelner Körperteile infolge der Druse.
- Bei Lungenkatarrh mit häufigem gelblichem und klumpigem Nasenausflusse, sowie bei dem Keuchhusten der Hunde mit Erbrechen von Schleim.
- Bei einigen krankhaften Zuständen, welche sich während und nach dem Geburtsakte entwickeln, wie bei mangelnden oder schwachen, unregelmäßigen oder ungleichmäßigen Geburtswehen, bei Verzögerung des Abgangs der Nachgeburt, bei Milch- oder Geburtsfieber im ersten Auftreten der Krankheit, bei aufgehobener Fressluft, Durchfall, Empfindlichkeit der Bauchdecke bei der Berührung, Stumpfsinnigkeit beim Weißfluss der Stuten und Kühe, bei dünner, blauer und wässeriger Milch der Kühe.
- Bei dem Harnsickern oder dem Unvermögen den Harn zu halten, infolge lähmungsartiger Schwäche des Blasenschließmuskels.
- Bei Anschwellungen der Hoden und Samenstränge im Gefolge, oder als Begleiter, der Füllenlähme.
- Bei übermäßigem Rossen und Nichtempfangen der Stuten.
- Bei Hohl- und Fistelgeschwüren, insbesondere der Aderfistel und der Samenstrangfistel.
Bildnachweis: soebe [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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