Baumwolle
Baumwolle
(Gossypium)
Gattung der Familie Malvengewächse, mit becherförmigem, stumpf 5zähnigem Kelche, der mit einer großen, dreiblättrigen, aus herzförmigen, am Grunde verwachsenen Blättchen bestehenden Hülle umgeben ist, und fünf am Grunde mit der Staubfädenröhre verwachsenen Blumenblättern, auf welche Blume eine 3-5fächerige und ebenso viellappige Kapsel folgt, deren Samen mit langer, dichter Welle umkleidet sind.
Krautige Baumwolle
(G. Herbaceum)
Hat einen 1 Meter hohen, mehr oder weniger ästigen Stengel, mit oberseits schärflichen, unterseits flaumigen Blättern, die nebst dem kurzzottigen Blattstiele schwarz punktiert sind. Die winkelständigen, einzeln vorkommenden, kurzgestielten Blüten, haben beinahe 6cm lange, blassgelbe, am Grunds purpurrote Blumenblätter. Die eiförmige, spitze, 3lappige Kapsel ist von der Größe einer Wallnuss, deren eiförmige, erbsengroße Samen unter langen, weißen Wollhaaren versteckt und dabei selbst wieder kurz flaumig sind. Findet sich im Orient und Ägypten und wird dort, wie in beiden Indien kultiviert.
Westindische Baumwolle
(G. barbatense)
Ist ein 2-5m hoher Strauch mit oberseits fast kahlem, unterseits flaumigem, oder mit einem, zuletzt teilweise verschwindenden Filz bekleidet. Die Blütenstiels sind weiß, kürzer als die Blattstiele und die großen, meist 6cm im Durchmesser haltenden Blumen sind von der gleichen Farbe, wie bei der vorhergehenden Art, dasselbe gilt von der Kapsel und dem Samen, nur dass die Samen, ohne kurzen Flaum, unter der langen Wolle liegen. Findet sich in Westindien und wird dort am häufigsten, aber auch in Ostindien und Afrika angebaut.
Anwendung
Die Wollhaare, der Samen, sind die bekannte Baumwolle, welche in hohle Cylinder gerollt, als Moxa, zur Erzeugung eines Brandschorfes auf der Haut, schon seit alten Zeiten in der Heilkunde gebraucht wird. Ferner wird die Baumwolle in den Gehörgang gebracht, um die Ohrenschmerzen zu beseitigen und dann wird sie in Gestalt von Watte als sanfte Schutzdecke bei Geschwülsten der Brust, bei Zahnschmerzen usw. angewendet. Auch statt der Charpie und zur schnellen Heilung der durch Blasenpflaster aufgezogenen, wunden Stellen der Haut wird sie empfohlen. Außer den eben genannten Arten werden aber in den warmen Ländern noch andere Baumwollarten kultiviert:
die indische Baumwolle
(G. Indicum)
in Ostindien
die baumartige Baumwolle
(G. arboreum)
in Ostindien und Amerika
die Weinrebenblättrige Baumwolle
(G. vitifolium)
in Ostindien und auf den Maskarenhas
die rauhhaarige Baumwolle
(G. hirsutum)
in Westindien und anderen Tropenländern
die punktierte Baumwolle
(G. punctatum)
am Senegal, welche sämtlich eine weiße Samenwolle besitzen.
die chinesische oder gelbe Baumwolle
(G. religiosum)
in China, Hinterindien und Westindien, welche eine gelbe Samenwolle liefert.
Die Baumwolle spielt im Handel wie in der Industrie eine der hervorragendsten Rollen, deshalb ist die Kultur derselben von hoher Wichtigkeit. Man wählt hierzu einen lockeren, leichten, mit Sand gemischten, schon angebauten Boden. Um jedoch gute Baumwolle zu erhalten, darf das Klima nicht zu trocken sein, weil sonst wegen Mangel an Regen die Wolle kurz bleibt. Die Kapseln müssen jeden Morgen, sobald sie aufzuplatzen beginnen, abgenommen werden, worauf die aus den Kapseln herausgenommene Wolle mittelst einer Maschine von den anhängenden Samen befreit und hierauf in Ballen oder große Säcke sehr fest verpackt wird. Je nach den Ländern, in welchen die Baumwolle kultiviert worden ist, werden die im Handel vorkommenden Sorten unterschieden. Danach gibt es ostindische, levantische, amerikanische, persische und europäische Baumwolle. Von diesen Sorten sind die nordamerikanische, brasilische und ägyptische am meisten geschützt. Eine gute Baumwolle erkennt man daran, dass die Wolle weiß, lang, seidenartig, fest, fein und ohne Unreimgkeit ist. Die auf Malta, Griechenland, Sicilien, Neapel und Spanien erzeugte Baumwolle ist nach Quantität wie
Qualität von nur sehr geringer Bedeutung.
Wir haben schon oben bemerkt, dass die Baumwolle bereits am Erzeugungsorte mittelst Maschinen von den Samen gereinigt und dann fett verpackt wird. Ist sie nun an ihrem Bestimmungsort angelangt, so wird sie abermals einem Reinigungsprozesse unterworfen, was durch die Wölfe oder Zausler bewerkstelligt wird, von da gelangt sie in die Schlagmaschinen, die zunächst den, durch die ersten Maschinen erzeugten Staub entfernen, weshalb diese Maschinen mit Windflügeln versehen sind. Diese so gereinigte Wolle wird durch Druckwalzen zu einer dünnen Watte vereinigt, die dann auf Cylinder aufgewickelt wird, um sich dann durch die Kratzmaschine die Baumwollfäden parallel legen zu lassen. Ist dies geschehen, so werden aus diesen Wattebändern durch Anwendung des von Arkwrights ersonnenen Walzensystems, sogenannte Lunten hergestellt, die nun zu Garn versponnen werden können. Diese Arbeit beansprucht abermals verschiedene Maschinen, bei welchen die Methode des Handspinnens mittelst Spindeln zu Grunde gelegt ist. Nach der Zahl der Feinspindeln wird die Größe der Spinnerei tariert. Aus den Garnen stellt man nun in den Baumwollwebereien und Druckereien eine Menge verschiedenartiger Stoffe her, die heute einen Hauptartikel unserer Mode- und Manufakturmagazine ausmachen. Bei frischen Wunden ist aufgelöste Baumwolle (Collodium), mit welcher dieselben bestrichen werden, ein vorzügliches Mittel, da es die Heilung befördert und Rotlauf ferne hält.
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