Chinabaum
Chinabaum
(Cinchona)
Gattung der zur Familie Rubiaceen (Krappgewächse) gehörenden Unterfamilie Cinchonaceen, mit einem dem Fruchtknoten angewachsenen Kelche, der einen 5 zähnigen oder 5 spaltigen Saum hat, ferner tellerförmiger oder trichteriger Blume, deren Saum 5 teilig ist und mit einer vom bleibenden Kelchsaum gekrönten Kapsel, die 2 fächerig und vielsamig und deren Same ringsum geflügelt und aufwärts dachig ist. Alle bekannten 21 – 24 Arten dieser Gattung sind immergrüne Bäume, die ihrer Mehrzahl nach auf der Andeskette in Bolivia, Peru und Kolumbien wachsen. Sie tragen alle kreuzständige, ganze und ganzrandige, gestielte Blätter, eirunde oder längliche, abfällige Nebenblätter und weiße oder rosenrote, seltener purpurrote Blüten, die in gipfel- und blattwinkelständige, wiederholt dreigabelige, an den Astgipfeln rispig vereinigte Trugdolden geordnet sind. Unter den bis jetzt bekannten Arten gehören die folgenden zu denjenigen, deren Rinden mit Sicherheit als offizinell, d. h. als gebräuchlich bestimmt werden können.
Lanzettblättriger Chinabaum
(C. lancifolia)
Ist ein 10 – 12 Meter hoher Baum mit einem sehr astigen, ausgebreiteten Wipfel, dessen jüngere Zweige zusammengedrückt, die jüngsten schwach flaumig sind. Die 6 – 9 cm langen, am Rande flachen oder umgebogenen Blätter stehen auf kurzen, flaumigen Blattstielen und haben eirunde, spitze und früh abfallende Rebenblätter, welche länger als die Blattstiele sind. Die Äste der Trugdolden sind schwachflaumig, die purpurroten Kelche kahl und die tellerförmigen Blumen klein und blass-rosenrot. Findet sich auf Gebirgsabhängen in bedeutender Höhe über dem Meere in Kolumbien und namentlich in der Umgebung von Santa fe de Bagota.
Drüsentragender Chinabaum
(C. glandalifera)
Ist ein kleiner, 4 – 5 Meter hoher Baum und auf höheren Berggipfeln sogar nur ein Strauch mit einer rauen, weißlich-grauen, oft braun- oder schwarzgefleckten Rinde, dessen jüngere Zweige schwach zusammengedrückt,stumpfvierkantig, rötlich und weichfilzig sind, und dessen länglich zugespitzte Nebenblätter leicht abfallen. Die pfriemlichen Kelchzähne sind pnrpurrötlich und die tellerförmigen Blumen klein und blass-rosenrot. Findet sich auf den Anden in Peru, insbesondere in der Provinz Huanoco.
Purpurroter Chinabaum
(C. purpurea)
Ist ein bedeutend hoher und dicker Baum, der sehr große, unterseits mit stark vorspringenden violettroten Adern durchzogene Blätter hat, die an den jüngeren Blättern wegen ihrer großen Menge der ganzen Blattfläche eine gleiche Färbung erteilen. Die Blütenstiele und Kelche sind purpurrötlich, während die Blumen außen ebenfalls purpurrötlich sind, der Saum innen aber weiß ist.
Rauhaariger Chinabaum
(C. hirsuta)
Ist ein kleiner, 3 – 5 Meter hoher Baum mit einem 10 – 20 cm dicken, wenig astigen Stamm und einer rauen, schwärzlichen, mit braun und grau gemengter Rinde. Die eirundläng- lichen Nebenblätter sind stumpf und am Rande zurückgebogen. Der purpurrote Kelch hat ziemlich lange, pfriemliche Zipfel und die ziemlich große Blume ist rötlich und hat lanzettliche Saumzipfel, findet sich wie der vorhergehende auf den Anden in Peru.
Condamine’s Chinabaum
(C. condaminea)
Ist ein 5 – 6 Meter hoher und 30 cm dicker Baum, dessen Stamm eine rissige, aschgraue Rinde, kreuzständige, fast waagrecht abstehende Äste und undeutlich 4kantige, kahle jüngste Zweige hat, deren 9 – 12 cm lange und 4 – 6 cm breite Blätter auf der unteren Fläche am Rande behaarte Drüsen haben, die eine wasserhelle, stark zusammenziehende Flüssigkeit ausscheiden. Die eirunden, zugespitzten Nebenblätter sind flaumig, die Kelchzähne kurz und die 1 ½ cm langen, fast tellerförmigen Blumen sind rötlich-weiß bis rosenrot. Wächst im südlichen Kolumbien 1500 bis 2000 Meter über dem Meeresspiegel.
Grübchenblättriger Chinabaum
(C. scrobiculata)
Ist ein 10 – 12 Meter hoher Baum mit rissiger brauner Rinde und Ästen wie Ästchen, wie bei der vorhergehenden Art. Die 10 – 30 cm langen und 6 – 18 cm breiten Blätter haben eirunde, stumpfe, am Grunde kielige Nebenblätter. Die Kelchzahne sind sehr kurz und die tellerförmige Blume rosenrot. Wächst gleich falls in Peru und Kolumbien. Von den eben genannten und wahrscheinlich noch von manchen anderen Arten werden die verschiedenen Sorten der Chinarinde oder Fieberrinde gewonnen. Der Chinabaum leistet durch seine Rinde, die seit dem Jahre 1638 den Europäern bekannt ist, der Menschheit die größten Dienste. Die Gemahlin des Vizekönigs Cinchon in Lima wurde durch den Gebrauch des Mittels vom Wechselfieber befreit, von ihr erhielt das Mittel den Namen „Gräfinpulver,” später wurde es „Jesuitenpulver” genannt, da die Jesuiten, von jeher geschickte Ärzte, den hohen Wert des Mittels sofort erkannten, und es unter dem Namen „Kardinalpulver” nach Rom, und von dort ganz Europa brachten. Bis heute ist die China das beste Mittel in Fiebern und allen Krankheiten, welche von Schwäche der Nerven, der Lungen und Gedärme herrühren. Von den verschiedenen Chinasorten führen wir hier nur diejenigen an, welche zum unmittelbaren Arzneigebrauch dienen.
Es sind die 5 nachbenannten Sorten.
Königs-Chinarinde
Von welcher zunächst wiederum zwei Hauptformen unterschieden werden, nämlich
- Königs-China in Röhre, dieselbe rührt von jüngeren Zweigen her, die in einfach oder doppelt eingerollten Röhren, von welchen oft mehrere ineinander steckend, vorkommen. Dieselben sind auf der Außenseite auffallend rau und höckerig, mit starken, bis auf den Bast eindringenden und meist mit aufgeworfenen Rändern versehenen Querrissen behaftet und dazwischen mit Längsrissen und dicken Längsrunzeln durchzogen. Sie sind ferner von vorherrschend graubrauner Farbe, und wo die äußere Rindenlage abgerissen ist, dunkelrotbraun, aber zugleich noch die Eindrücke der Längs- und Querrisse zeigend und auf der Innenfläche glatt, dunkel zimtbraun oft in’s rotbraune spielend.
- Flache Königschina wird von älteren Ästen und vom Stamme genommen und besteht ans ganz flachen oder wenig gebogenen Stücken. Diese sind entweder noch ganz oder teilweise mit der 0,6 – 1,8 mm dicken Borke versehen (bedeckte königschina), die dann auf der Außenseite noch rauer, runzliger und rissiger sind als die röhrigen Stücke uud eine schwärzlich-rotbraune, bald etwas hellere, bald etwas dunklere Farbe haben, jedoch an den entborkten Stellen rotbraun oder rostbraun sind. Ihre Innenfläche ist ebenfalls glatt, dunkel zimtbraun, bald ins rote, bald ins rostgelbe spielend. Sind die Stücke ganz von ihrer Borke entblößt (unbedeckte oder geschälte Königschina), so bestehen sie ganz aus Bast und sind von der Beschaffenheit und Farbe wie die beborkten Stücke, werden aber dann am höchsten geschätzt. Die Königschina besitzt einen, wie beiden anderen Chinarinden nur an größeren Massen deutlich wahrnehmbaren, dumpfigen, schwach lohartigen Geruch und einen anfangs wenig säuerlichen, schwach zusammenziehenden, dann ziemlich stark und rein bitteren Geschmack. Sie enthält von allen Chinarinden das meiste Chinin und wenig oder gar kein Cinchonin. Man hält den lanzettblättrigen Chiuabaum für die Mutterpflanze dieser Rinde
Huanoco- oder Guanoco – Chinarinde
Auch graue oder graubraune China genannt. Diese kommt nur in einfach oder doppelt eingerollten, federkieldicken Röhren vor. Die dünneren, von jüngeren Zweigen entnommenen Röhren sind außen weniger rau und haben zartere Längswurzeln, sowie feinere Querrisse. Dagegen sind die dickereren Röhren aber auch höckerig, runzelig und mit starken, zum Teil lief eindringenden Querrissen versehen und haben teilweise eine in breite Längsfurchen aufgeborstene Borke. Alle besitzen, in Masse gesehen, eine mehr hellgraue Farbe, sind gewöhnlich nur mit ergossenen, weißlichen oder blass-gelben Flechtenkrusten besetzt und an den Stellen, wo die Rindenhaut fehlt, reh- oder zimtbraun, seltener finden sich dunklere, mehr graubraune oder stellenweise schwärzlich angeflogene Röhren. Die Innenfläche ist gewöhnlich etwas rau, bei dickeren Röhren grobfaserig oder splitterig, hell zimtfarbig, ins Ockergelbe oder Rostbraune spielend. Auf dem Querbruch erscheint die Borke glatt und fest, dunkel rotbraun, auf ihrer inneren Schichte harzglänzend, der Bast aber heller oder dunkler rostbraun und fein splitterig. Der Geruch ist dumpfig moosartig, dagegen ihr Geschmack wie bei der Königschina. Die Huanocochina enthält das meiste Cinchonin und wenig oder kein Chinin. Der drüsentragende Chinabaum ist die Mutterpflanze dieser Chinasorte.
Lora- oder Kronchina
Besteht ebenfalls nur aus einfachen oder doppelt zusammengerollten Röhren, deren Außenfläche weich ist, viele Querrisse zeigt, die an dicken Röhren aufgeworfene Ränder haben, dazwischen hindurch ziehen sich zahlreiche, bald stärkere, bald schwächere, gebogene und zuweilen aufgerissene Längenrunzeln. Die Farbe ist im allgemeinen bei größeren Massen ein schwärzliches Grau, das aber an den einzelnen Röhren abwechselnd heller und dunkler wird. Die Innenfläche ist glatt, zart faserig und zimtbraun und der Querbruch der Borke glatt und mehr oder weniger harzglänzend, Geruch und Geschmack entsprechen jenen der vorgenannten Arten. In dieser Rinde überragt das Cinchonin das Chinin. Mutterpflanze dieser Rinde ist der grübchenblättrige Chinabaum.
Rote Chinarinde
Kommt meist in flachen oder rinnenförmigen Stücken vor, derenAußen- fläche meist sehr ungleich, rau und höckerig mit tiefen Längsfurchen und Längsrunzeln, dagegen nur mit spärlichen Querrissen durchzogen ist. Die Farbe ist bei dünneren Stücken rotbraun bis matt rotbraun, bei dickeren rotbraun bis kastanienbraun. Die Innenfläche bei dünnen Röhren ist ziemlich glatt und feinfaserig, bei dickeren Stücken mehr rau oder grobfaserig bis splitterig. Ihre Farbe ist im allgemeinen rotbraun, bei manchen Stücken auch heller ins orangerote, bei anderen dunkler ins braunrote spielend, dabei mehr oder weniger an den Fingern abfärbend. Auf dem Querbruch erscheint die Borke unter der äußeren Rindenhaut glatt, fest, dunkelrotbraun und harzglänzend, oder wo sie dicker und mehr schwammig ist, mit dergleichen dunkleren Schichten zwischen einem helleren Parruchnm durchzogen, der verhältnismäßig dicke Bast dagegen faserig bis kurzsplitterig. Der Geruch ist ähnlich, wie bei den anderen Chinarinden, der Geschmack ziemlich stark bitter, kaum gewürzhaft und wenig zusammenziehend. Sie enthält das Cinchonin und Chinin in ziemlich gleich vielen Bestandteilen.
Huamalis-Chinarinde
Besteht meistens aus einfach oder doppelt zusammengerollten Röhren, welchen nur selten auch stäche Stücke beigemengt sind. Sie kennzeichnet sich vor allen anderen Chinasorten durch die zahlreichen rostbraunen, warzenförmigen Höcker, welche die Außenfläche bedecken und nur auf den ganz dünnen Röhren fehlen, die dafür mit stark welligen Runzeln belegt sind, ferner sind die Querrisse hier seltener und weniger deutlich als bei den anderen Sorten. Die vorherrschende Farbe auf beiden Flächen ist die dunkel rostbraune, die bei dünneren Rinden oft in die rehbraune, bei dickeren Rinden an die leber- oder kastanienbraune Farbe spielt. Die Innenfläche ist glatt und feinfaserig, der Querbruch gleichfarbig rostbraun, auf der Borke fest und eben und auf dem Baste feinsplitterig. Der Geruch ist schwach dumpfig, nicht unangenehm, der Geschmack bitter, etwas gewürzhaft, kaum abstringierend. Auch in dieser Rinde überwiegt der Cinchoningehalt jenen des Chinins. Den purpurroten Chinabaum betrachtet man als die Mutterpflanze dieser Rinde. Dies sind im allgemeinen die echten Chinarinden, die man auch gewöhnlich als gelbe, braune und rote Chinarinden zu unterscheiden pflegt.
Anwendung
Die Chinarinden gehören zu den kräftigsten tonischen Arzneimitteln und zeichnen sich vor allen andern durch die Mannigfaltigkeit ihrer Wirkungen aus. Sie gelten als vorzügliche allgemeine Stärkungsmittel des Muskel-, Gefäß- und Nervensystems, zeigen sich überhaupt in allen Krankheitsfällen von Nutzen, welche auf reiner Schwäche beruhen, und äußern daher eine wohltätige Wirkung bei Schlaffheit der Muskeln, bei Schleim- und Blutflüssen, bei gewöhnlichen Diarrhöen aus Schwäche des Darmkanals, beim Brande, bei Krumpfen und vielen Nervenleiden aus Schwachezuständen etc., zumal aber bei Wechselfiebern, wiewohl sie hier nicht immer als allgemeines besonderes Heilmittel gelten können, sondern nur mit Vorsicht und genauer Erwägung der besonderen Fälle in Anwendung zuziehen sind.
Auch zum äußerlichen Gebrauch werden sie als zusammenziehende und belebende Mittel bei Schleimflüssen, fauligen Geschwüren und beim Brande von vielen Ärzten geschätzt. Die Rinde gibt man in Pulverform, im Aufguss und in der Abkochung. Als Pulver jedoch selten, weil sie in dieser Form schwer verdaut wird, für die gewöhnlichen Fälle 0,5 g in Gabe, bei Wechselfiebern aber zu 15 – 30 g einige mal täglich. Von Präparaten hat man das durch Auskochen und Eindicken bereitete wässerige Extrakt, ein wenig wirksames, mit kaltem Wasser bereitetes Mittel, und das sehr wirksame, weingeistige Extrakt, ferner die einfache und zusammengesetzte geistige Chinatinktur und als beliebtes Volksmittel den magenstärkenden Chinawein. Bei der Darstellung dieses Chinaweins, welchen man durch mehrtägige Auflösung von Wein mit grobgestoßener Chinarinde erhält, ist sowohl Rotwein als saurer weißer Wein zu verwenden.
Seit Entdeckung der Chinaalkaloide, zufolge deren das größte Quantum der importierten Chinarinde in den entsprechenden Fabriken auf Chinin, Cinchonin u.s.w. verarbeitet wird, sind die Extrakte entbehrlich geworden. Unter den aus diesen Alkaloiden hergestellten Präparaten ist für die Heilkunde das neutrale schwefelsaure Chinin das wichtigste Präparat. Dasselbe krystallisiert aus wässeriger Lösung in langen weißen, seidenglänzenden Nadeln, welche 14 Atome Krystallwasser enthalten. Ein Teil dieses Wassers geht schon durch Verwittern bei gewöhnlicher Temperatur verloren, während der Rest sich bei 120° C verflüchtet. Das Salz erfordert zu seiner Lösung 740 Teile kalten Wassers, deshalb setzt man bei seiner Anwendung in Mixturen gerne einige Tropfen Schwefelsäure zu, um das viel leichter lösliche saure Salz zu erzeugen. Das Chinin ist ein lockeres, weißes, krystallinisches, geruchloses und sehr bitteres Pulver, das sich in 400 Teilen kaltem, 250 Teilen kochendem Wasser, in 60 Teilen Äther und schon in 2 Teilen kochendem Alkohol, außerdem in Aetzkali und Aetzammomak, in Chloroform, ätherischen und selten Ölen löst. Das salzsaure Chinin erhält man durch Wechselzersetzung des schwefelsauren Salzes mit Chlorbarium unter Abscheidung von unlöslichem schwefelsaurem Baryt in weißen, seidenglänzenden Nadeln.
Auch in der Homöopathie steht die Chinarinde in Ansehen und wird die Tinktur als Stärkungsmittel bei Schwäche aus Säfteverlust, dann bei Gallen-, Wechsel- und Nervenfieber, Durchfall, Ruhr, Magenkrampf, verschiedenen Krankheiten der Geschlechtsteile, Lungenleiden, Gicht, Veitstanz, Bauchwassersucht, Gelbsucht, Abzehrung, ferner bei Augenentzündung nnd anfangendem Stare, bei Nasenbluten, Zahnschmerz, Masern, Pocken mw Quecksilbersiechtum angewendet. Man gibt 1 bis 2, auch mehrere Tropfen der reinen Tinktur oder der 1., 2. Verdünnung, je nach Umständen 1-2 mal täglich oder öfter. Das schwefelsaure, blausaure und salzsaure Chinin werden bei allgemeiner Abgeschlagenheit, schnellem Sinken der Kräfte, Gliederzittern, wassersüchtigem Anschwellen der Gliedmaßen, Schlaflosigkeit, Schwindel, Magenkrampf, heftigem Erbrechen, Fieber, Kindbettfieber, Typhus, Schlagfluss, Halsweh, Bräune, Magenschmerz, Lendenweh, Lähmung der oberen Extremitäten, Harnverhaltung oder unwillkürlichem Abgang des Harns, Abzehrung und Lähmung der unteren Extremitäten und Rückenmarksschwindsucht angewendet. Man gibt 0,05 – 0,10 g des reinen schwefelsauren Chinins oder der 1., 2. Verdünnung, je nach Umständen täglich mehrmals wiederholt.
Das schwefelsaure Cinchonin wirkt dem Chinin ähnlich, nur nicht so kräftig. Besondere Anzeichen für die Anwendung des Cinchonins und zwar solche, bei welchen es dem Chinin vorzuziehen ist, sind krankhafte Reizungen des Hinterhaupts, Drücken in den Augen, große Hitze im Innern des Mundes und Halses, harter Stuhl mit Zwang, Abgang großer, harter, knolliger und blutiger Kotmengen mit schneidendem Schmerze beim Durchgang für den After, Harndrang-, ferner passt es bei Mattigkeit, Zittern der Glieder, Schläfrigkeit, Abmagerung, Frost, Hitze, Schweiß, Durft, Appetitlosigkeit, Aufstützen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Magendrücken, Leibschneiden, Blähungskolik, Durchfall, zur Förderung des Monatflusses, bei Wechselfieber, Stuhlverstopfung, rasch auftretender Gelbsucht etc.
Man gibt 0,006 – 0,01 bis 0,25 g des reinen schwefelsauren Cinchonins oder der 1. Verdünnung, 1, 2 oder auch mehrere Mal täglich, und nach Umständen wiederholt man die Gabe.
In der Tierheilkunde kann die China innerlich und äußerlich als ein sehr kräftiges, stärkendes Mittel angewendet werden, ist aber im allgemeinen für Tiere zu teuer, weshalb man ihre Anwendung auf einzelne Fälle, in denen die Tierbesitzer keine Kosten scheuen, besonders bei kleineren Tieren, wie z.B. bei Hunden beschränkt. Bei Schwäche und Erschlaffung der Verdauungseingeweide, bei Blähsucht, erschlaffender Diarrhöe, bei Blutmangel, Wässerigkeit des Blutes, Wassersucht, allgemeiner Muskelschwäche etc., wenn diese Zustände nicht allein in Schlaffheit, sondern zugleich in Nervenschwäche begründet sind, verdient die China vor den übrigen zusammenziehenden Mitteln den Vorzug. Bei bloßer Erschlaffung, besonders in äußerlichen Gebilden und überhaupt zum äußerlichen Gebrauch sind ihr aber diese Mittel vorzuziehen, weil dieselben hier genügend wirken und bedeutend wohlfeiler sind. Sehr nützlich ist dagegen die China bei Faulfieber, Typhus, fressenden Geschwüren, Aaspocken u. dergl. und als besonders wirksam gelten die China und ihre Alkaloide, das Chinin und Cinchonin und die Salze der- selben,bei solchen Krankheiten, welche regelmäßig oder nach Pausen auftreten, hauptsächlich bei dem Wechselfieber. In neuerer Zeit ist die China auch als Gegengift gegen die gefährlichen Zufälle von zu großen Gaben des Brechweinsteins empfohlen worden. Man gibt die Abkochung (30 g Rinde zu 350 g Wasser auf 250 g Durchsud eingekocht) in der Menge, dass auf 0,10 g des verschluckten Brechweinsteins 4,0 g Rinde verbraucht wird. Das schwefelsaure Chinin wird nur zuweilen innerlich angewendet, für Pferde und Rinder 4 – 11, für Schafe, Ziegen und Schweine 1 – 2, für Hunde und Katzen 0,03 – 1 g. Das Chinaextrakt wird zuweilen bei kleinen Tieren statt der Rinde gebraucht in Gaben von 0,06 – 1,0 g täglich 3 – 4 mal und zwar in ähnlichen Verbindungen wie die China, nämlich in Pillen, Latwergen und aromatischen Flüssigkeiten.
Die homöopathischen Tierärzte wenden die Königschina oder Chinarinde in allen Krankheitszuständen an, in denen die Energie der Lebenskraft infolge starker Säfteverluste, durch Aderlässe, Blutungen, starke Eiterungen gesunken ist. Selbst dort, wo die Krankheitserscheinungen auf ein anderes Mittel hinweisen, ist die China oft von Nutzen, dann bei wassersüchtigen Anschwellungen in dem unteren Teile der Brust und des Bauches, sowie an den Extremitäten infolge schwächender Krankheiten, wie Grippe, Drust etc., endlich bei langwierigem Darmkatarrh junger Tiere mit Abgang unverdauter Futterstoffe, insbesondere wenn derselbe von großer Mattigkeit und Abspannung begleitet ist. Man gibt 1., 3. Verdünnung, auch die
Tinktur, welche mit schwachem Weingeist nach Regel 1 bereitet wird.
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