Ringblume
Ringblume
(Anacyclus)
Gattung der zur Familie Korbblümler gehörenden Unterfamilie Senecionideen, mit ziemlich flacher oder halbkugelig dachiger Hülle, gestrahlten oder ungestrahlten Köpfchen, zungenförmigen, länglichen oder ovalen, seltener verkürzten oder röhrigen weißlichen Randblüten, mit röhrigen, 5-zähnigen, wobei die Röhre flach zusammengedrückt ist, 2-flügeligen, spornlosen, zwitterigen Scheibenblüten und gewölbtem oder kugeligem und spreublättrigem Blütenlager, hat vom Rücken zusammengedrückte, beiderseits flügelrandige Früchte mit verbreiterten, an der Spitze in 2 Läppchen vorgezogenen Flügeln, wobei die inneren der Scheiben schmäler geflügelt sind.
Bertram-Ringblume
(A. pyrethrum)
Römischer Bertram, echte Bertramwurz. Die senkrecht in den Boden dringende, walzig spindelige, federspul- bis fingerdicke Wurzel ist meist einfach und wenig bezasert. Die 20 – 45 cm langen Stengel sind stielrund, unterwärts kahl und von den dicklichen, etwas fleischigen, graulich grünen Blättern sind die Wurzelblätter 18 – 24 cm lang, die Stengel- und Astblätter aber weit kürzer. Die großen Köpfchen haben eine breite gewölbte Scheibe. Die mit verkehrt eirundem, dreikerbigem Saum ausgestatteten Randblüten sind oberseits weiß und unterseits purpurrot. Die eirund lanzettlichen, spitzlichen Hüllblättchen sind braun verändert und die Spreublättchen sind zur Blütezeit durchscheinend häutig, nur an der fast kappenförmig vertieften Spitze in der Mitte knorpelig verdickt und grün. Die äußeren Früchte sind sehr breit, die innern ebenfalls ziemlich breit geflügelt. Wächst im nördlichen Afrika, zumal in Algerien, dann in Arabien und Syrien und wahrscheinlich auch noch in anderen an das Mittelmeer stoßenden Ländern. Blüht von Mai bis Oktober.
Ringblume der Apotheker, deutscher Bertram
(A. officinarum)
Hat eine senkrecht in die Erde gehende, gestreckt walzig spindelige, strohhalm- bis federspuldicke, kurz bezaserte, gegen die Spitze meist etwas astige Wurzel. Der 18 – 27 cm hohe Stengel ist stielrundlich und durch die herablaufenden Blattnerven schwach kantig. Die dicklichen, etwas fleischigen, graulich grünen Blätter sind weniger zusammengesetzt, als bei der vorigen Art, die Wurzelblätter sind 9 – 12 cm lang und die Stengelblätter meist nicht viel kürzer. Das Endköpfchen des Stengels hält 4 ½ cm im Durchmesser, die Köpfe der Äste sind etwas kleiner. Die gelbe Scheibe ist stark gewölbt und die mit länglich verkehrt eirundem Saum ausgestatteten Strahlblüten sind oberseits weiß, unterseits mit purpurroten Streifen oder in der Mitte mit einem solchen Flecken bemalt, die äußeren länglichen Hüllblättchen sind an ihrem häutigen Rande wollhaarig gewimpert, die mittleren eirund spitz oder zugespitzt, nebst den innern verkehrt eirunden und stumpfen am Rande oft braun eingefasst. Die Spreublättchen sind nur unterwärts dünnhäutig, dagegen oberwärts fast ganz undurchsichtig und knorpelig. Die äußeren Früchte sind breit und die inneren viel schmäler und undurchsichtig geflügelt. Das Vaterland dieser Art ist nicht bekannt, dagegen wird sie in Thüringen und bei Magdeburg im großen angebaut und blüht im Juni und Juli.
Von beiden Arten ist die Wurzel – Bertramwurzel, Speichelwurzel – gebräuchlich.
Man unterscheidet zwei Sorten:
römische oder echte Bertramwurzel
von der Bertram-Ringblume stammend, besteht aus fast walzigen, federspul- bis kleinfingerdicken, 6 – 12 cm langen, an beiden Enden quer abgeschnittenen, außen graubraunen, längsrunzeligen, innen schmutzig weißlichen, mit zerstreuten braunen Harzpunkten versehenen Stücken.
Gemeine oder deutsche Bertramwurzel
auch kurzweg Bertramwurzel, von der Ringblume der Apotheker stammend, besteht aus strohhalm- bis federspuldicken Stücken von derselben Länge und Farbe wie die vorhergehende Sorte, dabei aber tragen sie noch den unteren Teil des Stengels und der Wurzelblätter, zum Teil auch noch die faserigen Reste der letzteren an sich.
Die erste Sorte ist geruchlos, die zweite Sorte, welche am häufigsten in den deutschen Apotheken angetroffen wird, zeigt einen nur schwachen Geruch. Beide besitzen aber einen beißend scharfen, lange anhaltenden, speichelerregenden Geschmack. Sie enthalten als wirksame Bestandteile einen scharfen harzartigen Stoff, ätherisches Öl, sowie auch scharfes fettes Öl.
Anwendung
Die Bertramwurzel ist ein scharf erregendes Mittel und erzeugt, äußerlich angewendet, Rötung und selbst Blasen auf der Haut. Sie stand früher gegen träge Leiden und faulige Entzündungen des Unterleibs, bei nervösen und besonders vom Magen ausgehenden Fiebern, bei veralteten Rheumatismen und lähmungsartigen Zufällen in großem Ansehen, wird jedoch heutzutage kaum innerlich in Pulver und Aufguss verordnet, sondern mehr äußerlich, bei schwachen Halsentzündungen, bei Lähmungen der Zunge und Schmerzen hohler Zähne angewendet. Sie bildet ferner einen Bestandteil der zusammengesetzten Rosmarinsalbe.
Überdies liefert die Bertramblume das ausgezeichnete so genannte persische, oder kaukasische Insektenpulver. Auch hier wieder muss einmal ein fremder Name den Aushängeschild für etwas Gutes bilden, das wir im eigenen Lande pflanzen können. Die eigentliche insektentötende Kraft liegt in den Blumenscheiben, welche den Mittelpunkt der Blüten bildet. Die goldgelben Scheiben werden bald nachdem Erblühen und noch ehe der Same sich bildet, gesammelt, auf der Bühne getrocknet, in einem kleinen Beutel nochmals in gelinde trockene Wärme gebracht und dann zu gröblichem Pulver gestoßen, welches man in gut verschließenden Glasflaschen aufbewahrt. Das beste Pulver liefern die rosenrote und fleischfarbene Bertramblume. Um das Ungeziefer zu vernichten, bestreiche man die Ritzen der Möbel, wo es sich aufhält, mittelst einer in Lebertran getauchten Federspule oder Fahne möglichst tief hinein, und blase dann das Insektenpulver hinein. Noch besser dürfte es sein, das Pulver auf einer Blechpfanne angezündet unter die Möbel zu stellen, damit der Rauch überall hineindrängt. Man lässt zu diesem Zwecke alle Fenster und Türen mehrere Stunden fest verschlossen. Da auch die Mücken diesem Räucherverfahren zum Opfer fallen, erreicht man einen doppelten Zweck. Der Anbau dieser hübschen Blume ist sonach sehr zu empfehlen.
In der Tierheilkunde findet die Bertramwurzel nur in solchen Krankheitszuständen ihre Anwendung, bei denen ein sehr hoher Grad von Abgespanntheit und Lähmung besonders in der Maulhöhle, an der Zunge, am Gaumensegel, Kehl- und Schlundkopf und in den Verdauungseingeweiden besteht. Namentlich ist sie nützlich bei langdauerndem Katarrh, bei veralteter Bräune, bei Lähmung der Zunge, bei langwieriger Appetitlosigkeit und Unverdaulichkeit, wenn dieselbe blos in Schwäche und Reizlosigkeit begründet ist, bei dem so genannten Magenkoller der Pferde, selbst bei nervösen Fiebern, die mit großer Abspannung verbunden sind, und bei andauernden Lähmungen der Gliedmaßen.
Man gibt Pferden und Rindern 15 – 30 g, Schafen und Schweinen 2 – 4 g, Hunden 0,5 – 2,5 g. Die Verwendung geschieht in Latwergen, Pillen oder Ausgüssen. Bei Pferden wurde ehemals die Wurzel als so genanntes kau- oder speichelerregendes Mittel benutzt, indem man sie, entweder in Substanz oder pulverisiert und mit Enzian oder Meisterwurzel und dergleichen gemengt, in einen ledernen Beutel getan, auf das Mundstück befestigte und dies den Tieren in’s Maul legte.
Bei Lähmung der Zunge hat Professor Hertwig das Mittel auf diese Weise mit recht gutem Erfolge angewendet. Mit Wasser gelind gekocht, ist die Wurzel zu reizenden Maulwässern und zum Waschen schlaffer Geschwüre zu benutzen. Den Schweinen gibt man die Bertramwurzel am besten in Laüwergeform.
Bildnachweis: By JerryFriedman (Own work) [CC BY-SA 3.0 or GFDL], via Wikimedia Commons
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