Beißbeere
Beißbeere
(Capiscum)
Gattung der Familie Nachtschattengewächse, mit 5-6spaltigem Kelche, radförmiger Blume, deren gefalteter Saum ebenfalls 5 ttsvaltig ist, auf welche eine, bei der Reife saftlose, unvollständig 2-3fächerige, vielsamige Beere folgt.
Gemeine, einjährige Beißbeere
(C. annuum)
Spanischer Pfeffer, indischer Pfeffer, türkischer Pfeffer, Schotenpfeffer, Paprika, hat einen aufrechten, 0,3-0,4cm hohen, mehr oder weniger wiederholt-gabelästigen, kahlen oder am Ursprünge der Blätter mit einigen angedrückten, steifen Härchen besetzten Stengel, dessen glatte und kahle Blätter seltener schwach gewimpert oder etwas rau sind. Die nickenden Blüten, deren Blume schmutzigweiß, bisweilen ins violette spielt, hat nach oben verdickte, 1,5-2,2cm lange, etwas kantige Blütenstiele und einen deckenförmigen, 2kantigen Kelch. Die auf die Blüte folgende aufrechte oder hängende Beere ist eiförmig bis walzig-kegelig, gerade oder gekrümmt, 3-8cm lang, stielrund oder kantig, glatt oder runzelich, heller oder dunkelrot, seltener gelb oder rot und gelbbunt, auch schwarzviolett. Ist in Westindien und Südamerika, namentlich in Brasilien und Peru heimisch, und kam von da nach den übrigen Weltteilen, wobei sie in den Tropenländern verwilderte. Blüht in ihrer Heimat das ganze Jahr hindurch und bei uns, im Topfe gezogen, von Juli bis September. Die getrockneten Beeren sind der gebräuchliche spanische oder indische Pfeffer. Wie diese Beeren im Handel vorkommen, haben sie gewöhnlich eine längliche, kegelige Gestalt, sind 6-9cm lang, zusammengedrückt, lederig-häutig, glänzend, gelblich-rot, gelb-bräunlich oder auch dunkler braun und enthalten oder sind untermengt mit flach zusammengedrückten, nierenförmigen, gelblichen oder blassbräunlichen Samen. Sie besitzen zwar keinen merklichen Geruch, erregen aber doch durch ihr Stäuben heftiges Niesen, und besitzen einen brennend-scharfen, lange anhaltenden Geschmack. Ihr wirksamster und kennzeichnendster Bestandteil ist ein scharfes Weichharz, Capsicin genannt.
Anwendung
Die Beeren gehören zu den schärfsten Reizmitteln für den Magen und Darmkanal, dieselben verhalten sich in größeren Gaben scharf giftig, und wirken auch äußerlich hautrötend und blasenziehend. Bei uns werden dieselben nur bei Lähmungen der Zunge, des Schlundes und der Speiseröhre, bei bösartigen Wechselfiebern, Faulfiebern, fauligen Halsentzündungen, bei andauernden Anschwellungen der Mandeln und Lähmungen der Extremitäten, kurz überall, wo scharfe Reizmittel notwendig sind, mit gutem Erfolge angewendet. Die pulverisierten Früchte wendet man auch äußerlich zur Verschärfung der Senfteige, namentlich bei der Cholera an. Man gibt den spanischen Pfeffer in Substanz 0,05-0,3g in Pillenform mit arabischem Gummi; den Aufguss aus 4-8g auf 130g Durchseihung meistens nur äußerlich als Gurgelwasser, bei Lähmungen des Gaumensegels und Schlundes und bei brandigen Halsentzündungen. Die Tinktur 1:6 innerlich zu 10-20 Tropfen. Ein ausgezeichnetes Mittel gegen Rheumatismus besteht aus 1 Teelöffel voll pulverisiertem spanischen Pfeffer und Kochsalz, 1 Liter Essig und 0,25 Liter Spiritus, welche tüchtig geschüttelt werden. Man badet die kranken Glieder darin, oder reibt sie damit ein.
In der Homöopathie eignet sich der spanische Pfeffer für Wechselfieber, einseitiges Kopfweh, Bräune, Sodbrennen, Magenkrampf, Kolik, Ruhr, Diarrhöe, Schnupfen, Lungenkatarrh, Lungenentzündung und Engbrüstigkeit. Man gibt 1-2 Tropfen der 1. oder 2. Verdünnung; nach Umständen täglich 1-2mal und öfter wiederholt.
In der Tierheilkunde tut man wohl daran, den spanischen Pfeffer innerlich nicht anzuwenden, obgleich, englische Tierärzte dieses Mittel bei Lähmungen wie den schwarzen Pfeffer anwenden. Äußerlich verdient er dagegen ganz wie der letztere und häufiger gebraucht zu werden als bisher. Auch als Zusatz zu Senfteigen, um die Wirkung derselben zu steigern, ist das Mittel zu empfehlen. Die Tinktur ist zum äußerlichen Gebrauch als ein äußerst kräftiges Reizmittel sehr zu gebrauchen. Die homöopathischen Tierärzte wenden den spanischen Pfeffer gegen fieberlosen Rheumatismus beider Vorderschenkel der Pferde mit Knacken und Knarren in den Gelenken und Besserung bei fortgesetzter Bewegung an. Man gibt 5 Tropfen der Tinktur täglich einmal, ferner gegen schwieriges Harnen der Neugeborenen, bei denen unter oftmaligen Drängen der Harn nur tropfenweise abgeht.
Am bedeutendsten ist jedoch dis Anwendung des spanischen Pfeffers als diätetisches Mittel, indem man denselben als Gewürz verwendet, so namentlich in Ungarn und England und in neuerer Zeit auch in Deutschland. Zu diesem Zwecke verwendet man insbesondere die kleinen, kugeligeiförmigen Früchte der beerenartigen Beißbeere (C. baccatum) die unter dem Namen Cayennepfeffer oder Vogelpfeffer in den Handel kommen. Auch setzt man dem spanischen Pfeffer in betrügerischer Weise schlechten Essig zu, um demselben mehr Schärfe zu verleihen.
Bildnachweis: By User:Carstor (Own work) [CC BY-SA 2.5], via Wikimedia Commons
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