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Germer

Germer

Germer
(Veratrum)

Gattung der Familie Zeitlosekräuter mit vielehigen Blüten, 6 blättriger Blume und drüsenlosen Blumenblättern.

Weißer Germer

(V. album)

Weiße Nieswurz hat einen schiefen, fast walzigen, abgebissenen, ganz einfachen, unter zahlreichen, langen und dicken Zasern versteckten Wurzelstock, der einen aufrechten, 30 – 120 cm hohen, an seinem Grunde 2 cm dicken, stielrunden, röhrigen, einfachen und kahlen, fast ganz von den knapp anliegenden Blattscheiden bedeckten Stengel treibt. Die nervigen und längsfaltigen Blätter, von welchen die unteren 25 – 30 cm lang und 7 – 15 cm breit sind, haben lange, geschlossene Scheiden, während die oberen allmählich kürzer und schmäler werden und die ganz obersten lanzettlich oder gar sitzend sind, und dabei sehr kurze Scheiden haben. Die gipfelständige, 25 – 30 cm und darüber lange Rispe ist dichtblütig und hat flaumige Spindeln und Blütenstielchen, eirunde Deckblättchen und außen grüne, innen weißliche Blüten.

Wächst auf Wiesen der Alpen, Voralpen und anderer hoher Gebirge Mitteleuropas und blüht im Juli und August.

Der getrocknete Wurzelstock dieses Germers ist die weiße Nieswurzel der Apotheken und wird als Beisatz zu Niespulver und Läusesalbe verwendet. Der im Handel vorkommende Wurzelstock ist walzig oder walzig-kegelig, 4 ½ – 9 cm lang und oben etwa 1 – 2 cm dick, von grau-brauner oder schwärzlich-brauner Farbe. Am oberen flachen oder vertieften Ende zeigt er zahlreiche konzentrische Ringe, ist im Innern weißlich, in’s grauliche oder bräunliche spielend und lässt aus dem Querschnitte eine dünne, nach innen dunkler begrenzte Rindenschicht erkennen.
Er ist fest und hart, jedoch leicht pulverisierbar und geruchlos. Beim Pulverisieren erregt er heftiges Niesen, und hat einen widerlich-bittern, hintennach brennend-scharfen, lange im Schlund haftenden Geschmack.

Der Germer enthält neben vielem Stärkemehl einen eigentümlichen, noch nicht krystallisiert dargestellten Stoff, das Veratrin.



Anwendung

Die weiße Nieswurzel wird wegen ihrer gefährlichen Wirkungen in der Allopathie innerlich nicht mehr verordnet, dagegen wendet man sie äußerlich bei chronischen Hautkrankheiten, namentlich bei Krätze und auch bei fressenden Geschwüren an.

Infolge dessen bildet dus Pulver nach manchen Vorschriften einen Bestandteil der Krätzsalbe. Es sollte aber seiner giftigen, scharfen Wirkung wegen nur mit aller Vorsicht, wenn überhaupt, an das Publikum abgegeben werden.

In der Homöopathie dagegen spielt die weiße Nieswurzel eine große Rolle. Die nach Regel 1 aus dem Wurzelstock bereitete Tinktur hat eine gelbbraune Farbe und passt für folgende Krankheiten:
Gliederschmerzen, Lähmung der oberen und unteren Glieder, Zittern der Glieder, Neuralgien, Epilepsie, allgemeine Abmagerung, Mattigkeit, große und langwierige Schwäche, lähmungsartige Kraftlosigkeit und Sinken der Kräfte, Neigung zu Ohnmachten, Nesselausschlag, Krätze, trockene Flechten, Wechselfieber, Hypochondrie, Melancholie, Mutlosigkeit, Überempfindlichkeit, Wahnsinn, Narrheit, Blutdrang nach dem Kopfe, Entzündung und Lähmung der Augenlider, einseitiges Kopfweh, Klingen, Brausen und Sausen in den Ohren, Kupferausschlag im Gesicht, Lähmung der Schlingwerkzeuge, klopfendem Zahnschmerz, Speichelfluss, Stammeln, Ausstößen, Schluchzen, Magenkrampf, Cholera, Auftreibung des Bauches, Leistenbruch, Durchfall, Hämorrhoiden, Kehlkrampf, Keuchhusten, Asthma, Herzkrankheiten, Kreuz-, Lenden- nnd Rückenschmerzen.

Man gibt 1 – 2 Tropfen der 2., 3., 6., 12. Verdünnung und wiederholt die Gabe je nach den Umständen in längeren oder kürzeren Zwischenräumen.

In der Tierheilkunde wird die weiße Nieswurzel innerlich als Brechmittel in der Staupe der Hunde, bei schlechter Verdauung, zur Entfernung giftiger oder schädlicher Substanzen ans dem Magen, bei langwierigen Magen – und Darmkatarrhen, bei der Bräune und dem fressenden Geschwür der Schweine als Verdauungs- und als Heilmittel angewendet.

Man verordnet zu diesem Behufe Hunden 0,025 – 0,10 g, Schweinen 0,25 bis 1 g, entweder als Pulver, besonders mit Zucker verrieben oder mit Milch oder Buttermilch zusammengerührt, welch’ letztere Form als Vorbeugungskur gegen die Bräune der Schweine besonders geeignet ist. Als Reizmittel auf die Magen- und Darmschleimhaut wird sie insbesondere bei andauernder Verdauungsschwäche, Rheumatismen mw Wasserergiessungen der Pferde und des Rindviehs empfohlen. Man gibt Pferden und Rindern zu diesem Zwecke 3,75 bis 15 g der gepulverten Wurzel, welche mit Wasser oder aromatischen Aufgüssen gemengt wird. Bei Schweinen wird die weiße Nieswurzel in der Dosis von 2,0 – 2,5 g als Brechmittel gegeben.

Die homöopathischen Tierärzte wenden die weiße Nieswurzel bei Dummkoller und rasendem Koller der Pferde, bei der Rinderpest, Ruhrseuche des Rindes, chronischen Durchfällen der verschiedenen Tiergattungen, namentlich dem weißen Durchlauf der Kälber, bei anhaltendem Erbrechen der Hunde und Schweine, bei der Cholera des Geflügels und bei chronischen rheumatischen Blähungen an.
Man giebt 3., 6. Verdünnung.



Schwarzer Germer

(V. nigrum)

Ist dem weißen Germer in der Tracht ziemlich ähnlich, nur hat er etwas höhere, undeutlich kantige Stengel, stärker gefaltete Blätter, von welchen die unteren breiter, die oberen länglich-lanzettlich bis lanzettlich zugespitzt sind. Bei der 30 – 60 cm langen, greisgraufilzigen Rispe sind die unteren Äste von langen lineallanzettlichen Deckblättern gestützt, deren eirunde, zugespitzte Deckblättchen wollig-filzig sind. Die Blüten sind dunkel purpurbraun.

Wächst an waldigen Orten, auf Wiesen der Alpen und anderer höherer Gebirge von Süddeutschland, dem südlichen Frankreich bis hinab nach Ungarn und blüht im Juli und August.

Anwendung

Der Wurzelstock dieser Art besitzt eine etwas schwächere Wirkung als der der vorerwähnten Art.

In der Tierheilkunde wird die schwarze Nieswurzel innerlich bei Pferden und Rindern in der Gabe von 1,85 – 3,75 g, bei Schafen in der Gabe von 1,0 – 1,5 g, bei hartnäckigen Verstopfungen, bei Geschwülsten, Wassersuchten und Dummkoller angewendet. Hunden gibt man 0,05 – 0,5 g, Schweinen 1 – 1,5 g bei andauernden Verstopfungen, Darmwürmern und bei der Bräune. Dabei hat man jedoch darauf zu achten, dass jede Spur einer Reizung oder Entzündung des Magens und der Darmschleimhaut fehlen muss. In einer ungefähr um das vierfache kleineren Gabe wird sie allen diesen Haustieren bei Trägheit der Verdauung, und um die Absonderungen und die Aufsaugung zu befördern, verabreicht. Man gibt dieses Mittel entweder in Pulver- oder Latwergeform oder mit heißem Wasser Übergossen, für Hunde und Schweine über dies mit Milch oder Kleientrank zusammengerührt.

Auch mit anderen abführenden Mitteln oder mit bitteren aromatischen Mitteln wird dasselbe je nach dem Zwecke, den man im Auge hat, verbunden. Äußerlich verwendet man die Wurzel als ableitendes Mittel und nimmt hierzu einige Wurzelzasern, etwa 3,75 g, welche man, nachdem sie zuvor eine Viertelstunde lang im kalten Wasser eingeweicht wurden, durch eine kleine Hautwunde in das Überhautbindegewebe einschiebt, oder auf ein schmales Band aufstreicht und nach Art eines Haarseils einzieht.

Eine Abkochung der Wurzel wird zum Töten der Läuse und als Heilmittel gegen dieselben empfohlen. Zu letzterem Zwecke kann auch das Pulver, mit Fett oder Seife zerrieben, benutzt werden.

Bildnachweis: By User:Tigerente (Own work) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY 2.5], via Wikimedia Commons



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