Lein
Lein
(Linum)
Gattung der Familie Johanniskrautgewächse, mit 5blättrigem, bleibendem Kelche, 5 Blumenblättern, und 10-fächeriger, 10samiger Kapsel.
Gebräuchlicher Lein
(L. usitatisimum)
Gemeineer Flachs , ist eine krautige Pflanze, mit kleiner, dünner Pfahlwurzel und Blumenblättern, die 2 ½ mal so lang als der Kelch, breit, verkehrt-eirund, hellblau, und nur des Vormittags geöffnet sind. Die fast kugelige Kapsel ist kurz stachel-spitzig. Wächst im Orient und im südlichen Europa unter der Saat wild, und wird dort, sowie im mittleren Europa und in Nordamerika gebaut. Sie ist eine beinahe unentbehrliche, hochnützliche Pflanze. Blüht vom Juni bis August, worauf im August und September Fruchtreife eintritt. Die Kultur des Leins hat zwei Spielarten in’s Leben gerufen, die sich durch die Aussaat fortpflanzen lassen. Es sind dies
- der Schließlein oder Dreschlein, der einen höheren, 60 – 75 cm hohen, einfacheren Stengel, kleinere Blätter, Blüten, Kapseln und einen dunkleren Samen hat und dessen Kapseln nicht aufspringen
- der Spring- oder Klanglein, der niedrigere und etwas astigere Stengel und größere Blätter, Blüten und Kapseln hat, wobei die letzteren elastisch aufspringen und dessen früher reifende Samen blässer sind.
In der Heilkunde ist der Same – Leinsame – gebräuchlich. Derselbe ist verkehrt eirund, flach zusammengedrückt, rötlich braun, glatt und stark glänzend. Er ist ferner geruchlos, von schleimig öligem Geschmack und enthält als vorherrschenden Bestandteil Schleim und fettes, austrocknendes Öl.
Anwendung
Er ist ein erweichendes, einhüllendes, reizminderndes Mittel, von welchem die Abkochung der unzerstoßenen Samen, als Leinsamenschleim, zu Gurgel- und Augenwassern, zu Einspritzungen und Klystieren, die zerstoßenen Samen aber als Leinsamenmehl, zu Breiumschlägen angewendet worden. Das aus den Samen gepresste Leinöl kommt äußerlich als Umschlag bei Verbrennungen, besonders aber als Zusatz mancher Pflaster und Balsame, seltener innerlich, als erschlaffendes, die Darmabsonderung und den Lungenauswurf beförderndes Mittel, bei Unterleibs- und Lungenentzündung in Anwendung. Bei Kolik koche man zerstoßenen Leinsamen und weißes Brot in Milch zu einem Brei, und schlage diesen so in Leinwand, dass der ganze Unterleib damit bedeckt werden kann.
In der Tierheilkunde braucht man die Leinsamen bei Reizungs- und Entzündungszuständen der Verdauungs- und Atmungsorgane, der Harnblase und Scheide, bei Vergiftungen durch ätzende Substanzen, bei Durchfällen etc., dann bei Entzündungen und Anätzungen oberflächlich gelagerter, zugänglicher Teile. Man verwendet sie zudem aus 15 – 30 g Samen durch ½ stündiges Kochen mit 1 Liter Wasser bereiteten Absud, zu Eingüssen, Klistieren, Einspritzungen und Bähungen etc. Da der Leinsamen auch fettes Öl enthält, so stellt man durch Zerreiben desselben, mit Wasser, eine Pflanzenmilch dar, welche zum innerlichen Gebrauche, wie der Absud, benutzt werden kann. Auch das Leinsamenmehl kann man zu Breiumschlägen, bei schmerzhaft entzündlichen Anschwellungen gebrauchen. Der Leinkuchen wird hier und da den Tieren als Nahrungsmittel verfüttert, bringt indessen bei Tieren mit schwachen Verdauungsorganen und bei anhaltendem Gebrauchs manche Nachteile mit sich. Man verwendet ihn vorzugsweise äußerlich zu Breiumschlägen oder in Abkochung zu Waschungen beiden oben erwähnten Krankheitszuständen. Das Leinöl ist ganz wie die fetten Mittel, überhaupt aber besonders wie das Baumöl, innerlich und äußerlich, zu gebrauchen. Vor dem letzteren hat es den Vorzug der Wohlfeilheit, es steht ihm aber bei äußerlicher Anwendung darin nach, dass es in kurzer Zeit zu einer firnisartigen Kruste vertrocknet, die sich selbst mit Seifenwasser schwer aus den Haaren herausbringen lässt. Es ist daher bei seinem Gebrauch eine fleißige Reinigung der betreffenden Stellen unerlässlich.
In der Industrie wird aus den Pflanzenfasern beider oben genannter Sorten der Flachs hergestellt, da jedoch der Springlein, zwar einen feineren, weicheren und weißeren, aber eben kürzeren Bast liefert, so wird diese Sorte weniger angebaut. Dieser Flachs ist der Rohstoff der Leinwand-und Spitzenfabrikation und von der Gewinnung eines vorzüglich guten Leins hängt das Wohlergehen beider genannter Fabrikationszweige ab. In blühendem Zustande befindet sich der Leinbaum den belgischen Provinzen Südbrabant, Hennegau, West- und Ostflandern. – Das aus dem Leinsamen gewonnene Leinöl wird zu Leinfirnis eingekocht, der zur Bereitung von Druckschwärze, Ölfarben und Lacken verwendet wird. – Der Leinsamen kommt in Fässern, besonders aus Lio- und Kurland, Polen, Litauen und Preußen. Den zu Öl bestimmten Samen nennt man Schlaglein. Als Saatlein wird der von Riga bezogene russische am meisten geschätzt.
Bildnachweis: By Miwasatoshi (Own work) [GFDL or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons
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