Wohlverleih
Wohlverleih
Wohlverleih, Arnika (Arnica)
Gattung der Familie Vereinblütler, mit glockiger Hülle, zweireihigen gleich langen Blättchen, gestrahlten Köpfchen, deren weibliche Randblüten zungenförmig und von gleicher Farbe wie die Scheibenblüten sind.
Berg-Wohlverleih
(A. montana)
Echter Wohlverleih, Fallkraut, Engelskraut, Lungenkraut, Bluttrieb, Stichkraut, Mutterwurz, hat einen abgebissenen, schiefen oder fast waagrechten Wurzelstock, der unterseits in feiner ganzen Länge bezasert ist und einen oder selten mehrere Stengel treibt. Diese sind aufrecht, 9 – 60 cm hoch, ihre Blätter oberseits freudig-grün, mit zerstreuten sitzenden Drüsen und gegliederten Haaren mehr oder weniger besetzt und am Rande gewimpert, unterseits aber weit bleicher grün, dünn behaart und nicht selten kahl. Die untersten derselben sind paarweise an ihrem Grunde scheidig verwachsen und daselbst innerseits mit langen Wollhaaren dicht bekleidet, die obersten Blätter dagegen sind zuweilen auch wechselständig. Die ansehnlichen Köpfchen sind etwas nickend, die Scheibe und der Strahl dunkel goldgelb. Die schwarz- braunen Früchte sind kurzhaarig und mit einer Haarkrone ungefähr von ihrer eigenen Länge ausgestattet.
Wächst auf Gebirgswiesen und lichten grasreichen Waldstellen im mittleren und nördlichen Europa und blüht vom Juni bis Juli.
Von dieser für die Heilkunde wichtigen Pflanze sind die aus der Hülle gezupften Blüten Fallkraut oder Wohlverleihblumen, der bezaserte Wurzelstock — Fallkraut oder Wohlverleihwurzel — und die Blätter — Fallkraut oder Wohlverleihkraut gebräuchlich.
Die Blüten bestehen aus einem Gemenge zungenförmiger und röhriger Blüten, die durch das Trocknen eine trübgelbe Farbe erhalten haben und welchen meistens noch der mit der gelblich-weißen Haarkrone versehene Fruchtknoten anhängt. Frisch haben die Blumen, wie die ganze Pflanze einen starken, getrocknet aber nur noch schwachen, nicht angenehm gewürzhaften Geruch und erregen dann beim Zerreiben durch die Haarkrone leicht Niesen, ihr Geschmack ist bitterlich-gewürzhaft, dabei etwas scharf und kratzend.
Die echte Wurzel besteht aus einem gekrümmten oder hin und her gebogenen 6 – 9 cm langen Wurzelstock von der Dicke einer Rabenfeder bis zu der eines Gänsekiels und hat eine dunkelbraune Farbe. Er ist, zumal auf seiner nach unten gekehrten Seite, mit zahlreichen, fast einfachen 9 – 18 cm langen, heller braunen Zasern, von der Dicke eines Bindfadens, besetzt und oft in 2 oder mehrere kurze aufsteigende Äste zerteilt, welche meist heller braun, längsrillig oder runzelig und, besonders nach oben, schwarzbraun geringelt sind, auch daselbst oft noch die bräunliche, von den kurzen Blattscheiden herrührende Wolle zeigen. Häufig kommen solche Äste auch für sich vor.
Auf dem Querschnitt eines Stockes oder Astes erblickt man eine ziemlich große weiße Markröhre, um diese einen blassgelblichen nicht sehr harten Holzring und zu äußerst eine bald weißliche, bald blassbraune Rindenlage, die nur im äußersten Umfang dunkel-braun ist. Der Geruch ist eigentümlich, etwas dumpfig und unangenehm gewürzhaft, der Geschmack scharf gewürzhaft, wenig bitter, lange anhaltend. Auch die Wurzel erregt beim Zerstoßen oder wenn überhaupt Staubteilchen derselben in die Nase kommen, niesen.
Zudem verkäuflichen Kraut werden nur die größeren untersten Blätter genommen, welche sich beim Trocknen mehr oder weniger zusammenrollen, eine sehr bleich-grüne Farbe, eine etwas harte lederige Festigkeit annehmen, aber viel schwächeren Geruch und Geschmack besitzen. Die genannten Teile enthalten ein scharfes Weichharz, ätherisches Öl, Auszugstoff und Gerbstoff.
Anwendung
Die genannten Teile des Wohlverleih, besonders aber die Blüten und Wurzeln wirken nicht nur kräftig erregend auf das Gefässsystem, zumal auf die Schleim- und serösen Häute, und den Stoffwechsel in diesen befördernd, sondern auch reizend auf das gesamte Nervensystem, wobei die Wurzel zugleich noch eine stärkend zusammenziehende Wirkung auf den Darmkanal äußert.
Es wird von beiden hauptsächlich der Aufguss bei Wechselfieber und nervösen, mit Schwäche und Betäubung verbundenen Fiebern, bei kraftlosen und faulen Leiden der Lunge und des Darmkanals, bei Lähmungen infolge von Schlagflüssen, bei Blut- und Schleimflüssen, bei Quetschungen und inneren Ergüssen, namentlich infolge von Kopf- und Brustverletzungen, Rückenmark-Krankheiten, Gehirnerschütterungen, sowie bei gichtischen und rheumatischen Beschwerden, kalten Geschwülsten u. s. w. Angewendet.
Äußerlich gebraucht man die Blüten zu wässerigen und weinigen Bähungen, sowie das Pulver zum Einstreuen bei Quetschungen, Blutunterlaufungen, typhusartigen Unterleibsentzündungen, beim Brande etc. Das Kraut wird heutzutage nur noch selten gebraucht, dagegen ist eine Tinktur aus der ganzen, frischen blühenden Arnikapflanze (1 Teil Pflanze, 5 Teile Weingeist, oder 3 Teile trockener Rhipom. 2 Teile trockene Blätter, 1 Teil trockene Blüten und 30 Teile verdünnter Weingeist) bereitet, ein viel gebrauchtes Heilmittel bei allen inneren und äußeren Beschädigungen.
Auch in der Homöopathie gilt die aus dem frischen Safte der ganzen Pflanze bereitete Tinktur ebenfalls als ein sehr wirksames Mittel bei Quetschungen und äußeren Verletzungen verschiedener Art, bei Gehirnerschütterung, Lähmung der Glieder, Wechselfieber, Gicht- und Rheumatismen, ferner bei Entzündungskrankheiten, Kopfschmerz, Gehirn- und Wassersucht, Keuchhusten, Lungensucht, Grippe, Chinasiechtum, Blutschwären, Hühneraugen u. s. w.
In der Tierheilkunde finden Blüten und Wurzel gleichfalls vielseitige Anwendung, namentlich in allen Krankheiten und Zufällen, die durch äußere mechanische Gewaltäußerung, wie durch Fall, Erschütterung, Stoß, Schlag, Stich, Hieb und Quetschungen jeder Art veranlasst worden sind.
Im besonderen haben sich aber Blüten und Wurzeln bewährt bei Verletzungen des Kopfes durch Schläge, Niederstürzen oder Überschlagen der Tiere, bei wundhaften Augenentzündungen, bei Verstauchungen und Verrenkungen und den dadurch entstandenen Lähmungen, bei Satteldrücken, Steingalle, Sehnenklapp, Hasenhake u. dgl., bei Verletzungen der Brustorgane, der Mutterscheide und Gebärmutter.
Schließlich haben sie sich bei veralteten Rheumatismen, bei lähmungsartigen Erscheinungen an den Fohlen, bei der Wurmkolit der Pferde und bei der Gehirnentzündung, der Fohlen als sehr wirksam erwiesen.
Bildnachweis: By Henry Brisse (upload by user:Abalg) (from the aforementioned site) [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
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