Der grüne Weg zur Heilung – Natur Apotheke

Die feuchte und kalte Jahreszeit fordert immer wieder die Gesundheit von Körper und Geist. Der grüne Weg zur Heilung von Judith Koch stellt einen wertvollen Begleiter dar, mit Hilfe dessen wir auf natürliche Art und Weise gesund durch Herbst und Winter kommen. In dem Buch findet man ein geballtes Wissen zu natürliche Heilmethoden, wertvollen Gesundheitstipps für die körperliche und psychische Gesundheit sowie zahlreiche neue Rezepte. Judith Koch versteht es, altes Wissen ansprechend und modern zu verpacken. Ein Buch, welches sich sowohl für Neulinge in der Kräuterkunde als auch wissbegierige Kräuterhexen eignet. 

Die Relevanz des Themas

In unseren Breiten fallen die Herbst- und Wintermonate zumeist kalt, feucht und dunkel aus. Nicht ohne Grund steigt in dieser Zeit das Erkältungsrisiko deutlich an und auch die mentale Gesundheit ist aufgrund von ausbleibenden Sonnenstunden häufig strapaziert. Dazu kommen vermehrt Beschwerden durch chronisch erkrankte Organe, denen die kalten Jahreszeiten zusätzlich zur Last fallen. Was viele jedoch nicht wissen oder verlernt haben: In der Natur findet man in vielerlei Hinsicht Unterstützung für den strapazierten Organismus. Die Naturheilkunde nutzt natürliche Reize sowohl im prophylaktischen als auch im therapeutischen Sinne, um die Heilung ohne einen ärztlichen Eingriff voranzutreiben. 

Auch wenn die Medizin heutzutage deutlich vorangeschritten ist, konnte Großmutters Hausapotheke schon damals einiges bewirken. Büche wie Der grüne Weg zur Heilung helfen dabei, dieses alte Wissen aufrecht zu erhalten und auch für die nachfolgenden Generationen verfügbar zu machen. Vor allem denjenigen, in deren Familien solch alte Rezepte nicht weitergegeben wurden.  

Aufbau des Buches

Baldrian, Beinwell, Brennnessel, Fichte und Vogelmiere zählen zu den Heilpflanzen, deren Pflanzenteile auch im Januar gesammelt werden können. Diese wertvolle Information lässt sich mit einem Blick von dem Sammelkalender ablesen, den man im aufklappbaren Einband des Buches wiederfindet. Der Aufbau des Buches lässt sich im nachfolgenden Inhaltsverzeichnis ablesen. Die Autorin unterteilt ihr Wissen in zwei Überthemen: Herbst und Winter. Diese wiederum werden noch einmal in insgesamt 28 Kapitel und verschiedene Unterkapitel unterteilt. Die Themen der jeweiligen Kapitel sind zum Teil allgemein gefasst wie beispielsweise Die sanfte Pflanzenheilkraft für Frauen oder behandeln zielgerichtet eine einzige Pflanze. Dies ist unter anderem im Kapitel Stachelige Heilerin – Die Karde der Fall. Spannende Themen, die im Buch ebenfalls ihren Platz gefunden haben, sind unter anderem:

• Natürliche Entzündungshemmer
• Räuchern für die Gesundheit – Heilender Rauch
• Alles auf Abwehr – Hilfe für das Immunsystem
• Natürlich gegen Husten, Heiserkeit und Schluckbeschwerden

Besonders positiv sticht heraus, dass nicht nur mögliche Heilmethoden zu verschiedenen Beschwerden aufgeführt werden, sondern auch die jeweilige Ursache und langfristige Handlungsempfehlung diskutiert werden. Dadurch wird klar, dass das Buch den Ansatz der ganzheitlichen Therapie verfolgt und nicht auf kurzfristige Heilversprechen aus ist. Gespickt ist das Buch zudem mit praxisnahen Tipps und Tricks sowie Definitionen von verwendeten Begrifflichkeiten. Auch die einzelnen Organe und deren Funktionen werden an entsprechender Stelle näher beschrieben, sodass man auch den Hintergrund der Notwendigkeit der Anwendung versteht. Natürlich ist das Buch auch reich an passenden Rezepten für diverse Heilanwendungen. Diese gliedern sich jeweils in drei Abschnitte:

• Zutaten
• Zubereitung
• Anwendung

Im Anschluss an das letzte Kapitel folgt das Literaturverzeichnis sowie ein umfangreiches Index-Verzeichnis. Durch letzteres ist es für den Lesenden oder die Lesende möglich, anhand von Stichworten oder Pflanzennamen zum entsprechenden Kapitel zu gelangen. Ein ähnliches Verzeichnis gibt es noch einmal für die einzelnen Rezepte. Den Schluss macht wieder der Einband, in welchem sich, wie auch zu Beginn, das Sammelverzeichnis heimischer Wildkräuter befindet. In diesem findet man neben den Volks- und wissenschaftlichen Namen der Pflanzen auch die Information, wann und vor allem was gesammelt wird. Das können sein:

• Samen
• Wurzeln
• Blätter
• Blüten
• Früchte
• Rinde
• Zwiebel 
• Gesamtes Kraut

Einblicke in den Herbst

Im Herbst ist unter anderem die Stärkung des Immunsystems Thema. Sobald die Außentemperaturen sinken und die Luft innerhalb der Wohnung parallel dazu immer trockener wird, steigt das Risiko für diverse Infektionskrankheiten, die sich in diesem Milieu besonders wohl fühlen. Es ist demnach besonders wichtig, das Immunsystem zu stärken. Judith Koch widmet diesem Thema in ihrem Buch 7 Seiten geballtes Wissen. Zuerst geht sie auf die Funktionalität des Immunsystems und dessen einzelner Bestandteile ein. Darauf folgen sechs verschiedene Rezepte auf natürlicher Basis, die das Immunsystem entweder stärken, anregen oder die einzelnen beteiligten Organe positiv beeinflussen. So zum Beispiel eine Gurgelteemischung, welche die Rachenmandeln schützen soll. Die enthaltenen Salbeiblätter, Kamillenblüten und der Blutwurz weisen in Summe nämlich eine entzündungshemmende, antimikrobielle und adstringierende Eigenschaft auf. Es handelt sich um ein einfaches Rezept, welches ganz leicht nachzumachen ist und eine natürliche Bereicherung für die Erkältungszeit darstellt. Gleiches gilt für den Kurkuma-Pfeffer-Schokoladen-Trunk, dessen Rezept ebenfalls in diesem Kapitel aufgeführt ist. Nicht nur an dieser Stelle fällt auf, wieviel Herzblut und Liebe zum Detail in diesem Buch stecken. Die Rezepte beruhen zwar auf altem Wissen, sind aber optisch als auch inhaltlich an die Neuzeit angepasst. 

Es wurde bereits hervorgehoben, dass Judith Koch den Ansatz einer ganzheitlichen Heilung in ihrem Buch verfolgt. Dies zeigt sich unter anderem auch in dem Kapitel Fleischlos gegen Entzündungen. Die Autorin verdeutlicht die Parallelen zwischen dem überdurchschnittlich hohen Fleischkonsum in unseren Breiten und dem vermehrten Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie ungesunden Blutfettwerten. Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass die Autorin an dieser Stelle nicht verurteilend kommuniziert, sondern lediglich eine gesunde Alternative aufzeigt. Der oder die Lesende wird langsam an die vegetarische und vegane Ernährungsform herangeführt. Von großem Mehrwert sind die praktischen Tipps an dieser Stelle, mit Hilfe derer man ganz leicht tierische Produkte im Alltag durch pflanzliche ersetzen kann. Anschließend folgen jeweils zwei Rezept-Ideen für ein vegetarisches beziehungsweise veganes Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Sogar für den Naschtisch-Klassiker Schoko-Mousse wird eine vegane Alternative zum herkömmlichen Rezept mit Ei aufgeführt. Gerade für diejenigen, die sich bisher noch nicht mit dieser Thematik beschäftigt haben und in dem Irrglaube leben, man dürfe dann nur noch Rohkost knabbern, kann dieses Kapitel besonders inspirierend sein. 

Einblicke in den Winter

Im Winter angelangt beginnt die Autorin mit einem spannenden Kapitel zum Thema Räuchern. Auch hier erkennt man wieder die Struktur, die sich durch das ganze Buch zieht: Zuerst findet man allgemeine Informationen zum Thema, um Hintergründe und in diesem Fall alte Bräuche zu verstehen. Es folgt eine detailliertere Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Mitmachen sowie die konkreten Anwendungsbereiche in der heutigen Zeit. Abschließend beschreibt Judith Koch Die 9 besten heimischen Kräuter zum Räuchern. Die entsprechende Wirkung wird ebenfalls angegeben. 

Ein weiteres großes Kapitel zur Anwendung von Heilpflanzen ist beispielsweise dieses über Pflanzliche Antibiotika. Auf insgesamt 13 Seiten werden die einzelnen Heilpflanzen in Form einer kurzen Beschreibung dargestellt. Man erfährt zu jeder Pflanze den wissenschaftlichen Namen, ein paar allgemeine Informationen, mögliche Anwendungsformen sowie konkrete Anwendungsgebiete. Außerdem ziert die dazu passende Zeichnung der Pflanze beziehungsweise der verwendeten Pflanzenteile den jeweiligen Abschnitt. Falls man sich also nicht ganz sicher ist, wie die Pflanze aussieht, hat man so ein Bild vor Augen. In Anbetracht der zu Beginn beschriebenen Relevanz von natürlichen Antibiotika aufgrund einer bestehenden Resistenz in Bezug gegenüber herkömmlicher Arznei innerhalb der Bakterienstämme, ist dieses Kapitel besonders wertvoll. Die jeweilige Darstellung mit den konkreten Anwendungsformen ermöglicht eine schnelle Orientierung und Lösungsfindung im Einzelfall. 

Ich möchte zuletzt noch ein weiteres Kapitel beschreiben, welches mir aufgrund des immensen Mehrwertes besonders in Erinnerung geblieben ist. Bereits im Abschnitt Herbst hat die Autorin einen Einblick in alternative Ernährungsformen gegeben, die dazu beitragen können, chronische Erkrankungen zu heilen. Auch im Winter greift sie dieses Thema wieder auf durch das Kapitel Natürliche Entzündungshemmer. Neben chronischen Entzündungsreaktionen, unterliegen auch klassische Erkältungskrankheiten sowie Bronchitis und die Grippe einer Entzündung. Zwar ist im Winter das Risiko deutlich höher, an einer solchen Krankheit zu erkranken, allein dafür verantwortlich ist das Wetter aber nicht. Denn auch das Überanspruchen einzelner Körperteile durch beispielsweise Rauchen, Schlafmangel oder übermäßigen Stress kann bereits Entzündungen im Körper verursachen. Das wenige Sonnenlicht im Winter macht es dem Körper nun noch zusätzlich schwer. Neben dem Mangel an Sonnenlicht gibt es noch andere Umweltfaktoren, die im Gegensatz zum Konsum von Nikotin und Alkohol nicht so leicht zu beeinflusse sind. Um unseren Körper also langfristig zu schützen und gesund zu halten, können wir der Entstehung von Entzündung unter anderem durch unsere Ernährung entgegenwirken. Judith Koch unterscheidet in diesem Kapitel deswegen unter anderem günstige von ungünstigen Nahrungsmitteln und Getränken. Außerdem profitiert man als Lesende:r von einer langen Liste der wichtigsten entzündungshemmenden Heilpflanzen. Hier wird sowohl die entsprechende Heilpflanze als auch der direkte Anwendungsbereich und die Anwendungsform genannt. Zuletzt folgen fünf Rezepte, die auf unterschiedliche Weise ihre entzündungshemmende Eigenschaft transportieren:

• Creme
• Öl zum Einreiben
• Waschung
• Vollbad
• Tinktur 

Optischer Gesamteindruck

Farbenfroh, verspielt und gleichzeitig praktisch ist der erste Eindruck des Buches, wenn man es in den Händen hält. Wie beim Essen auch, spielt das Aussehen durchaus eine Rolle für das Lesevergnügen. Wie die zuvor rezensierten Bücher, wurde auch dieses durch den Freya Verlag herausgegeben und überzeugt ebenfalls mit einem frischen und ästhetischen Design. Die insgesamt 264 Seiten sind prall gefüllt mit Mehrwert und doch fühlt man sich nicht erschlagen von Fachbegriffen. Das Buch lebt von qualitativ hochwertigen Fotografien und Zeichnungen sowie grafischen Elementen und Farben, die sich immer wieder wiederholen und dadurch einen roten Faden durch das Buch ziehen. Die Rezepte unterscheiden sich somit beispielsweise klar von dem vorangestellten Fließtext. Am farbigen Rand der Seite wurde zudem auch immer ein Marker gesetzt, sodass man die Rezepte auch beim schnellen Durchblättern leicht erkennt. 

Ein optisches wie auch inhaltliches Highlight ist insbesondere der Sammelkalender im Einband des Buches. Dieses Design ermöglicht es, möglichst viele Informationen in ein Buch zu bringen. Indem bunte Symbole für die einzelnen Pflanzenteile verwendet werden, die im Kalender dann erscheinen, wann sie bestenfalls gesammelt werden können, wird der oder die Lesende nicht mit unnötig vielen Worten erschlagen und erhält die wichtigen Informationen auf einen Blick. 

Über die Autorin

Die Autorin Judith Koch ist gleichzeitig auch ausgebildete Kräuterpädagogin und leidenschaftliche Sammlerin in ihrem übergroßen Garten: den Wäldern und Feldern am Fuße der östlichen Eifel. Da ihr die traditionellen Heilmethoden sehr am Herzen liegen, gibt sie das alte Wissen um die Geschichten von Pflanzen und deren wohltuende Wirkung auf den menschlichen Organismus in Form von Vorträgen, Beiträgen in Naturzeitschriften sowie ihren eigenen Büchern weiter. Mit dem vorliegenden Buch hat Judith Koch nicht zum ersten Mal bewiesen, wie talentiert sie darin ist, all das Wissen ansprechend aufzuarbeiten und so für jedermann zugänglich zu machen. Bereits 2016 erschien ihr erstes Buch „Alte Heiler“, welches einen neuen Weg zu alt bekannten und bewährten Wildkräutern ebnen soll. In ihrem zweiten Buch Natürlich Heilen mit Kräutern und natürlichen Hausmitteln, Frühling/ Sommer übermittelt die Autorin ihren Leser:innen Rezepte und Informationen zu den Themen Kräuter und traditionelle Hausmittel für die Jahreszeiten Frühling und Sommer. Der grüne Weg zur Heilung ist somit der Folgeband von Natürlich Heilen und bündelt alle wichtigen Informationen für die kalten Jahreszeiten Herbst und Winter. 

Fazit

Wenn man interessiert daran ist, die Natur mit ihren heilenden Eigenschaften neu zu entdecken sowie der eigenen Gesundheit mehr Achtsamkeit zu schenken, ist dieses Buch eine absolute Bereicherung. Der grüne Weg zur Heilung zeigt einen facettenreichen Einblick in die Welt der Natur-Apotheke sowie das Zusammenspiel aus Ernährung und Gesundheit. Indem die Autorin so viele verschiedene Themen aufgreift, ermöglicht sie ein Eintauchen in die unterschiedlichen Teilbereiche eines gesunden Lebensstils. Angefangen bei einem bewussten Umgang mit Lebensmitteln über gezielte Anwendungsmöglichkeiten von Kraut und Wurzel hin zu einer spirituellen Reinigung von Körper, Geist und Raumluft. Diese Mischung aus alten Rezepten, hochwertigen Zusatzinformationen sowie kurzen Abschnitten, einem modernen Design und einfacher Sprache, machen das Buch zu einem wertvollen All-Rounder. Aufgrund der ansprechenden Aufmachung ist dieses Wissensbuch im Vergleich zu einem klassischen Lexikon auch besonders gut für Neulinge in diesem Bereich geeignet. Aber auch erfahrene Kräuterhexen, die ihr Wissen auffrischen und gegebenenfalls erweitern möchten, profitieren von den neuen Rezepten im Inneren. Die Themen sind nicht nur vielseitig sondern auch zeitgemäß und treffen somit genau den Puls der Zeit. Es werden sowohl Gesundheitsbeschwerden angesprochen, die allgemein sehr häufig vertreten sind, als auch Bereiche, die aktuell mehr denn je Aufmerksamkeit verdienen. Dazu zählt beispielsweise die Relevanz von pflanzlichen Komponenten in unserer Ernährung. Die Bewegung hin zu einem nachhaltigen und gesunden Lebensstil für Körper, Geist und unsere Umwelt ist voll im Gange und dieses Buch fügt sich an dieser Stelle wunderbar ein. Aus diesem Grund möchten wir eine ehrliche Kaufempfehlung aussprechen und wünschen allen zukünftigen Leser:innen viel Freude am Eintauchen in den grünen Weg zur Heilung. 

PS. Zwar soll dieses Buch insbesondere durch Herbst und Winter begleiten und damit den Jahreskreis zusammen mit NATÜRLICH HEILEN mit Kräutern und traditionellen Hausmitteln komplettieren, allerdings stellen die bereitgestellten Informationen auch zu jeder anderen Jahreszeit eine Bereicherung dar, weshalb das Buch aus meiner Sicht auch noch zu Ostern einen deutlichen Mehrwert liefert.

Titelbild von Jill Wellington auf Pixabay